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Hüpfende und springende Kristalle

Über die kinematische Analyse des lichtinduzierten Springens von Kristallen.




Abbildung: Mit UV-Licht bestrahlte Kristalle können die zugeführte Energie auf verschiedenen Wegen abbauen und sich dabei auch 'fortbewegen'. Sie legen dabei Distanzen zurück, die 100- bis 10000-Mal größer als sie selbst sind, um die Spannung abzubauen, die sich in ihrem Inneren aufbaut. Der beobachtete Effekt könnte für Antriebe im makroskopischen Maßstab genutzt werden. [Bildquelle: Angewandte Chemie]
Photosalienter Effekt

Nicht nur lebende Wesen sind in der Lage, sich fortzubewegen, auch kleine Kristalle können rotieren oder regelrechte Sprünge vollführen.

Wissenschaftler aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Russland haben Kristalle, die bei Bestrahlung mit Licht in Bewegung geraten, systematisch unter die Lupe genommen.

In der Zeitschrift Angewandte Chemie [siehe Artikelhinweis unten] stellen sie die erste quantitative kinematische Analyse dieses als photosalienten Effekt bezeichneten Phänomens vor.

Bei Bestrahlung mit UV-Licht springen, rotieren und rollen mikrometer- bis millimetergroße Kristalle der Cobalt-Koordinationsverbindung [Co(NH3)5(NO2)]Cl(NO3) und legen dabei Distanzen zurück, die mehr als 1000mal größer sind als sie selbst. Warum tun sie dies? Der Nitrit-Ligand (NO2) ist normalerweise über sein Stickstoffatom an das zentrale Cobalt-Ion des Komplexes gebunden. Bei Bestrahlung löst sich diese Bindung, der Ligand dreht sich ein Stück und bindet dann stattdessen mit einem seiner Sauerstoffatome. Diese Isomerisierung erzeugt eine Spannung im Kristall, die durch Bewegungen und Brüche abgebaut wird. Die Kristalle hüpfen und können sogar explodieren.

Das Team um Pance Naumov (New York University Abu Dhabi) und Elena V. Boldyreva (Russische Akademie der Wissenschaften und Staatliche Universität Nowosibirsk) hat diesen Effekt jetzt systematisch mit einer an ein Mikroskop montierten Hochgeschwindigkeitskamera analysiert. Die Wissenschaftler unterscheiden folgende Phänomene:

1) Eine Spaltung des Kristalls in zwei etwa gleich große Stücke,

2) das Absplittern kleinerer Bruchstücke,

3) eine Explosion des Kristalls,

4) eine Fortbewegung ohne sichtbare Abspaltungen oder Abheben von der Unterlage,

5) Rollen oder Hüpfen.

Daraus resultieren zum Teil komplexe Bewegungsmuster des Kristalls bzw. seiner Bruchstücke.

Die zurückgelegte Distanz hängt von der Länge und Intensität der Bestrahlung ab. Die Kristalle springen erst nach einer gewissen Latenzzeit, in der sich offensichtlich eine Spannung aufbaut, die sich bei Erreichen eines Schwellenwerts auf einmal entlädt. Kleinere Kristalle fangen früher zu hopsen an als größere. Interessanterweise bestimmt die Bestrahlungsstärke auch den Typ des Effekts. Mittlere Stärken lösen vor allem Rollen und Hüpfen aus, höhere Abspaltungen von Bruchstücken, bis die Kristalle bei sehr starker Bestrahlung vornehmlich in zwei gleich große Stücke gespalten werden.

Die Wissenschaflter sind überzeugt, dass den Effekten ein kooperativer Mechanismus zugrunde liegt. Durch die Drehung einzelner Liganden treten kleine intramolekulare Störungen auf, die sich vermutlich über das Netz von Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Ionen innerhalb des Kristallgerüsts ausbreiten und verstärken. Dieses Bindungsnetz wirkt wie eine Feder, die durch die Bestrahlung aufgezogen wird und durch die Bewegung oder Kristallspaltung wieder relaxiert. Die Steifigkeit der "Federn" wurde in exakten Einkristall-Brechungsexperimenten bestimmt, bei denen die Proben hohem Druck ausgesetzt wurden.

Diese Umwandlung von Lichtenergie in eine mechanische Bewegung könnte für das Design von Materialien interessant sein, die die Bewegung von Tieren oder dynamischen technischen Bauteilen nachahmen können, etwa in Nanomaschinen.

 

Über den Autor

Dr. Pance Naumov ist Associate Professor in der Division of Natural Sciences and Mathematics der New York University Abu Dhabi. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf die Effekte externer Stimuli auf geordnete feste Materialien. Er hat aktiv an der Entwicklung neuer analytischer Methoden für die direkte Beobachtung und Analyse ungewöhnlicher Zustände, instabiler Spezies und exotischer Moleküle mitgewirkt.


Zusatzinformationen:

Prof. Pance Naumov, Dr. Subash Chandra Sahoo, Dr. Boris A. Zakharov, Prof. Elena V. Boldyreva:
Dynamic Single Crystals: Kinematic Analysis of Photoinduced Crystal Jumping (The Photosalient Effect).
In: Angewandte Chemie; online veröffentlicht am 19. Juli 2013, DOI 10.1002/ange.201303757

Quelle: Angewandte Chemie, Pressemitteilung Nr. 30/2013

 


Aktualisiert am 30.07.2013.



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