
Thallium ist ein chemisches Element der 13. Gruppe des Periodensystems bzw. der 3. Hauptgruppe (Bor-Gruppe), das 1861 an Hand spektroskopischer Untersuchungen Sir William Crookes entdeckt und zeitgleich von Auguste Lamy elektrolytisch in reiner Form gewonnen wurde.
Übersicht: Allgemeine Daten zum Thallium
Das Thallium-Atom
Das Tl-Atom - und damit das chemische Element Thallium - ist eindeutig durch die 81 positiv geladenen Protonen im Atomkern definiert. Für den elektrischen Ausgleich im ungeladenen Thallium-Atom sorgt die gleiche Anzahl an Elektronen.
Für Unterschiede bei den Atomkernen sorgen die Kernbausteine der Neutronen. Diese Atomsorten werden unter dem Begriff Thallium-Isotope bzw. Thallium-Nuklide zusammengefasst (Isotopen-Daten: siehe dort).
Elektronenkonfiguration
Symbol | OZ | Kurzform | 1s | 2s | 2p | 3s | 3p | 3d | 4s | 4p | 4d | 4f | 5s | 5p | 5d | 5f | 6s | 6p | 6d | 6f |
Tl | 81 | [Xe] 4f14 5d10 6s2 6p1 | 2 | 2 | 6 | 2 | 6 | 10 | 2 | 6 | 10 | 14 | 2 | 6 | 10 | 2 | 1 |
Ionisierungsenergien
Die folgende Tabelle listet die Bindungsenergien bzw. die Ionisierungsenergien IE auf, also die erforderliche Energie in Elektronenvolt (eV), um ein bestimmtes Elektron von einem Thallium-Atom zu trennen.
1. IE: | 6,108194 eV | 2. IE: | 20,4283 eV | 3. IE: | 29,83 eV | 4. IE: | eV | 5. IE: | eV | 6. IE: | eV |
Elektronenbindungsenergie
Die nachfolgende Tabelle listet die Elektronenbindungsenergien der einzelnen Thallium-Elektronen in den jeweiligen Orbitalen auf. Die Werte sind in Elektronenvolt (eV) angegeben.
K | LI | LII | LIII |
1s | 2s | 2p1/2 | 2p3/2 |
85530 | 15347 | 14698 | 12658 |
MI | MII | MIII | MIV | MV |
3s | 3p1/2 | 3p3/2 | 3d3/2 | 3d5/2 |
3704 | 3416 | 2957 | 2485 | 2389 |
NI | NII | NIII | NIV | NV | NVI | NVII |
4s | 4p1/2 | 4p3/2 | 4d3/2 | 4d5/2 | 4f5/2 | 4f7/2 |
846,2 | 720,5 | 609,5 | 405,7 | 385 | 122,2 | 117,8 |
OI | OII | OIII | OIV | OV |
5s | 5p1/2 | 5p3/2 | 5d3/2 | 5d5/2 |
136,0 | 94,6 | 73,5 | 14,7 | 12,5 |
Weitere Daten
190 pm (empirisch, nach Slater)
144 pm (in Einfach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
142 pm (in Zweifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
150 pm (in Dreifach-Bindungen, nach Pyykkö et al.)
Spektrallinien des Thalliums
Die nachfolgende Abbildung zeigt ein Emissionsspektrum des Elements mit der charakteristischen grünen Spektrallinie bei 538 nm, der das Thallium seinen Namen verdankt, im sichtbaren Wellenlängenbereich zwischen 400 und 700 nm:

Chemie des Thalliums
Thallium besitzt 3 Valenzelektronen in der 6. Schale; für ein Element der Bor-Gruppe wäre nun zu erwarten, dass das Metall vorzugsweise in der Oxidationsstufe +3 auftritt. Tätsächlich sind Thallium(III)-Verbindungen sehr viel weniger häufig, als die mit dem Tl+-Kation. Der Grund hierfür liegt in einem relativistischen Effekt - dem Inertpaar-Effekt -, der die inneren Valenzelektronen (hier die beiden 6s-Elektronen) stabilisiert und somit fester an den Atomkern bindet. Gleichzeitig sind die Ionisierungsenergien dieser Elektronen erhöht - das e--Paar ist quasi inert gegen eine Ionisierung.
Chemische Daten
1,44 nach Allred-Rochow
1,789 nach Allen
1,96 nach Sanderson
3,2 eV nach Pearson
Standardpotentiale
E0 (V) | Nox | Name Ox. | Ox. | e- | ⇔ | Red. | Name Red. | Nox |
-0,34 | + I | Thallium(I)-Kation | Tl+ | + e- | ⇔ | Tl (s) | Thallium | 0 |
0,72 | + III | Thallium(III)-Kation | Tl3+ | + 3 e- | ⇔ | Tl (s) | Thallium | 0 |
1,25 | + III | Thallium(III)-Kation | Tl3+ | + 2 e- | ⇔ | Tl+ | Thallium(I)-Kation | + I |
Material- und physikalische Eigenschaften des Thalliums
Die nachfolgende Tabelle führt einige physikalische Daten sowie Materialeigenschaften des reinen Thallium-Metalls auf.
0,129 J g-1 K-1 (spezifisch)
nach Brinell: 0,0264 GPa
Geochemie, Vorkommen, Verteilung
Thallium steht in Bezug auf die Häufigkeit der chemischen Elemente in der Erdkruste an 63. Stelle und zählt damit schon zu den selteneren Vertretern; außerdem tritt Thallium weit verteilt und damit in geringen Konzentrationen auf. Thallium-reiche Mineralien sind selten; elementares Tl-Metall tritt in der Natur nicht auf.
Thallium fällt als Nebenprodukt bei der Verarbeitung insbesondere sulfidischer Erze zur Gewinnung von Kupfer, Zink, Eisen, Blei und anderen an.
Gefahren und Sicherheit
Gefahr
(Allgemeine Hinweise ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit)
Das Thallium und seine Verbindungen sind extrem gitif für Mensch, Tier, Pflanze und Umwelt. Die Handhabung dieser Stoffe erfordert daher besondere Vorsicht.
H330 - Lebensgefahr bei Einatmen.
H300 - Lebensgefahr bei Verschlucken.
H373 - Kann die Organe schädigen (alle betroffenen Organe nennen, sofern bekannt) bei längerer oder wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben, wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht).
H413 - Kann für Wasserorganismen schädlich sein, mit langfristiger Wirkung.
P260 - Staub / Rauch / Gas / Nebel / Dampf / Aerosol nicht einatmen.
P264 - Nach Gebrauch ... gründlich waschen. (Die vom Gesetzgeber offen gelassene Einfügung ist vom Inverkehrbringer zu ergänzen).
P284 - [Bei unzureichender Belüftung] Atemschutz tragen.
P301+P310 - Bei Verschlucken: Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder ... anrufen.
Literatur und Quellen
[1] - William Crookes:
On the existence of a new element, probably of the sulphur group.
In: Philosophical Magazine, 1861, DOI .
[2] - Claude-Auguste Lamy:
Ueber das Thallium.
In: Journal für Praktische Chemie, 1863, DOI 10.1002/prac.18630880163.
Kategorie: Chemische Elemente
Aktualisiert am 23.01.2019.
Permalink: https://www.internetchemie.info/chemische-elemente/thallium.php
© 1996 - 2019 Internetchemie ChemLin