Adrenochrom ist eine organisch-chemische Verbindung aus der Gruppe der Aminochrome und der Indole sowie ein rotes Pigment, das bei der Oxidation von Adrenalin - einem körpereigenen Hormon der Nebenniere - als Abbuprodukt entsteht. Der Namensbestandteil 'chrom' bezieht sich auf die Farbigkeit; Chrom enthält die Verbindung nicht.
Die Adrenochrom-Hypothese
In den 1950er und 60er Jahren berichteten mehrere Studien mit kleineren Gruppen Testpersonen (< 15), dass das Adrenalin-Abbauprodukt Adrenochrom psychotische Reaktionen wie Gedankenstörungen, Verlust der Realität und Euphorie auslösen könnte. Im Detail behaupteten die Wissenschaftler Abram Hoffer und Humphry Osmond, Adrenochrom sei eine psychoaktive, neurotoxische Substanz, die bei der Entstehung der Schizophrenie und anderer psychischer Erkrankungen beteiligt ist. In der so genannten Adrenochrom-Hypothese spekulierten die Forscher, dass sehr hohe Dosen an Vitamin C und Niacin das im Gehrin gebildete Adrenochrom reduzieren und somit die genannten Erkrankungen heilen könnten.
1973 berichtete die American Psychiatric Association über methodische Mängel in Hoffers Arbeit zur Schizophrenie-Behandlung mit Niacin und verwies auf Folgestudien, die keinen Nutzen der Behandlung bestätigten konnten. Spätere Studien kamen zum gleichen Ergebnis. Bis heute ist die Behandlung der Schizophrenie mit starken Antioxidantien umstritten.
In den frühen 2000er Jahren wurde das Interesse an der Hypothese durch die Entdeckung erneuert, dass Adrenochrom als Zwischenprodukt bei der Bildung von Neuromelanin im Körper auftritt. Dieser Befund kann signifikant sein, da Adrenochrom zumindest teilweise durch Glutathion-S-Transferase entgiftet wird; einige Studien haben zudem genetische Defekte im Gen für dieses Enzym entdeckt.
Die Substanz ist in keinem Land als Wirkstoff zugelassen.
Bezeichnungen und Formeln

C9H9NO3
179,175 (g/mol)
54-06-8
200-192-8
RPHLQSHHTJORHI-UHFFFAOYSA-N
Systematischer Name
3-Hydroxy-1-methyl-5,6-indolindion
Weitere Bezeichnungen
1-Adrenochrom; N-Methyl-5,6-dioxo-2,3,5,6-tetrahydro-3-hydroxyindol; N-Methyl-5,6-dioxo-2,3,5,6-tetrahydro-3-indolol
Englische Bezeichnung
Adrenochrome; 3-Hydroxy-1-methyl-5,6-indolinedione
Abkürzungen
AdChr
Handelsnamen; Präparate
Adraxone; Pink Adrenaline; A-3200; USAF uctl-7
Herstellung
Im Labor läßt sich Adrenochrom aus Adrenalin mit Silberoxid (Ag2O) als Oxidationsmittel darstellen, wobei sich die Reaktionslösung rosa verfärbt; eine Braunfärbung tritt durch Polymerisation der Verbindung auf.
Chemische Klassifikation und Isomere
Ein Umlagerungsprodukt des Adrenochroms im basischen Millieu ist das Adrenolutin; diese Verbindung zeigt ähnliche physiologische Eigenschaften.
Daten und Eigenschaften
In reinem Zustand zeigt sich Adrenochrom in Form roter, wasser- und alkohollöslicher Kristalle, die sich oberhalb von 125 °C zersetzten.
125 °C
3,264 g cm-3
14,09
+ Löslich in Wasser (68 g/L), Ethanol.
Spektroskopische Daten:
Prozentuale und isotopische Zusammensetzung:
Massenbezogene elementare Zusammensetzung und Isotopen-Anteile der Verbindung Adrenochrom - C9H9NO3 - berechnet auf Grundlage der Molekülmasse.
Element E
der Atome Ex
und der Isotope *
der Isotope
Ex an Formelmasse
Kohlenstoff
ΣAr = 108,099 u
12C: 12 u [98,94 %]
13C: 13,00335 u [1,06 %]
14C: 14,00324 u [<< 1 %]
12C: 59,69201 %
13C: 0,63951 %
14C: Spuren
Wasserstoff
ΣAr = 9,072 u
1H: 1,00783 u [99,99 %]
2H: 2,0141 u [0,01 %]
3H: 3,01605 u [<< 1 %]
1H: 5,0627 %
2H: 0,00051 %
3H: Spuren
Stickstoff
14N: 14,00307 u [99,6205 %]
15N: 15,00011 u [0,3795 %]
14N: 7,78783 %
15N: 0,02967 %
Sauerstoff
ΣAr = 47,997 u
16O: 15,99491 u [99,757 %]
17O: 16,99913 u [0,038 %]
18O: 17,99916 u [0,205 %]
16O: 26,72268 %
17O: 0,01018 %
18O: 0,05491 %
*) Die dritte Spalte führt die Atom- bzw. Isotopenmassen sowie - in eckigen Klammern - die natürliche Isotopenzusammensetzung auf.
Weitere berechnete Daten
Die molare Masse ist M = 179,175 Gramm pro Mol.
Die Stoffmenge von einem Kilogramm der Substanz ist n = 5,581 mol.
Die Stoffmenge von einem Gramm der Substanz ist n = 0,006 mol.
Monoisotopische Masse: 179,0582431538 Da - bezogen auf 12C91H914N16O3.
Externe Datenbanken und Datenquellen
Weitere Identifikatoren
Literatur und Quellen
[0] - Verwendete Forschungsartikel in wissenschaftlichen Zeitschriften via PubMed: Adrenochrome.
[1] - John Smythies:
The adrenochrome hypothesis of schizophrenia revisited.
In: Neurotoxicity Research, (2002), DOI 10.1080/10298420290015827.
Letzte Änderung am 18.05.2020.
Permalink: https://www.internetchemie.info/stoffdaten/index.php?Datei=Adrenochrom.
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