Chloroquin ist der Internationale Freiname (INN) einer organisch-chemischen Verbindung, die als medizinischer Wirkstoff aus der Gruppe der Aminochinoline zur Vorbeugung und Behandlung von Malaria eingesetzt wird.
Die Substanz wurde 1934 von Hans Andersag entdeckt und steht heute auf der Liste der wichtigsten, sichersten und wirksamsten Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Strukturell ähnelt Chloroquin dem Chinin. Es existieren zwei enantiomere Formen (* im Formelbild). Zum Einsatz kommt das Racemat (1:1 Gemisch).
Bezeichnungen und Identifikatoren
Chloroquin
C18H26ClN3
319,877 (g/mol)
54-05-7
200-191-2
WHTVZRBIWZFKQO-UHFFFAOYSA-N
Systematischer Name
N4-(7-Chlor-4-chinolinyl)-N1,N1-diethyl-1,4-pentandiamin
Weitere Bezeichnungen, Synonyme
{4-[(7-Chlor(4-chinolyl))amino]pentyl}diethylamin; (RS)-7-Chlor-4-(4-diethylamino-1-methylbutylamino)-chinolin
Englische Bezeichnung
Chloroquine
{4-[(7-chloro(4-quinolyl))amino]pentyl}diethylamine; Aralen; Chlorochin; Chloraquine
Handelsnamen; Präparate
Plaquenil; Chloroquine FNA; Resochin; Dawaquin; Chlorochin; Nivaquine; Weimer quin
Chemische Formeln
Brutto- bzw. Summenformel und Strukturformel der chemischen Verbindung Chloroquin:
C18H26ClN3
Mr = 319,877 g/mol
N4-(7-Chlor-4-chinolinyl)-N1,N1-diethyl-1,4-pentandiamin
SMILES: CCN(CC)CCCC(C)Nc1ccnc2c1ccc(c2)Cl
Daten und Eigenschaften
Übersicht über die (bekannten) chemischen und physikalischen Eigenschaften: Chloroquin. Es gelten - soweit nicht anders angegeben - Raumumgebungsbedingungen (Normaldruck, 0 % Luftfeuchtigkeit, 20 °C).
In reinem Zustand liegt Chloroquin als geruchloses, bitter schmeckendes, weißes bis schwach gelbliches kristallines, an der Luft lichtempfindliches Pulver vor, das sich kaum in Wasser löst.
87 °C
pK1s = 10,1
pK2s = 13,2
Spektroskopische Daten:
splash10-00di-0009000000-d54119d64cfc341cee7d
splash10-002f-0920000000-90f3db87cbeed5fd67c6
Berechnetes NMR-Spektrum (Predict Spectra via NMRDB)
1H NMR Spektrum, 13C NMR Spektrum.
Prozentuale und isotopische Zusammensetzung:
Massenbezogene elementare Zusammensetzung und Isotopen-Anteile der Verbindung Chloroquin - C18H26ClN3 - berechnet auf Grundlage der Molekülmasse.
.Element E
der Atome Ex
und der Isotope *
der Isotope
Ex an Formelmasse
Kohlenstoff
ΣAr = 216,198 u
12C: 12 u [98,94 %]
13C: 13,00335 u [1,06 %]
14C: 14,00324 u [<< 1 %]
12C: 66,87142 %
13C: 0,71643 %
14C: Spuren
Wasserstoff
ΣAr = 26,208 u
2H: 2,0141 u [0,01 %]
3H: 3,01605 u [<< 1 %]
1H: 1,00783 u [99,99 %]
2H: 0,00082 %
3H: Spuren
1H: 8,19233 %
Chlor
35Cl: 34,96885 u [75,80 %]
36Cl: 35,96831 u [<< 1 %]
37Cl: 36,9659 u [24,2 %]
35Cl: 8,40045 %
36Cl: Spuren
37Cl: 2,68194 %
Stickstoff
ΣAr = 42,021 u
14N: 14,00307 u [99,6205 %]
15N: 15,00011 u [0,3795 %]
14N: 13,08676 %
15N: 0,04985 %
*) Die dritte Spalte führt die Atommassen bzw. Isotopenmassen der beteligten Elemente sowie - in eckigen Klammern - die natürliche Isotopenzusammensetzung auf.
Weitere berechnete Daten
Die molare Masse ist M = 319,877 Gramm pro Mol.
Die Stoffmenge von einem Kilogramm der Substanz ist n = 3,126 mol.
Die Stoffmenge von einem Gramm der Substanz ist n = 0,003 mol.
Monoisotopische Masse: 319,18152554995 Da - bezogen auf 12C181H2635Cl14N3.
Wirkstoff Chloroquin
Lateinische Bezeichnung: Chloroquinum.
ATC-Code:P01BA01
Antiprotozoika, Malariamittel, Aminochinoline.
Chloroquin ist als Antimalaria-Wirkstoff zugelassen und wird seit langem zur Behandlung oder Vorbeugung von Malaria-Erkrankungen eingesetzt, die durch Plasmodium vivax , P. ovale und P. malariae verursacht werden. Ausnahme ist der Malaria-Erreger Plasmodium falciparum, der eine weit verbreitete Resistenz Chloroquin entwickelt hat. Als Wirkstoff wird in der Regel das Chloroquin-Diphosphat bzw. das -Sulfat eingesetzt, da diese besser wasserlöslich sind.
Seit kurzem ist bekannt, dass Chloroquin als potenzielles antivirales Breitbandmedikament wirkt. Es blockiert eine Virusinfektion, indem es den für die Virus-Zellen-Fusion erforderlichen endosomalen pH-Wert erhöht und die Glykosylierung von zellulären Rezeptoren von SARS-CoV stört. Es wird daher untersucht, ob sich Chloroquin als Medikament gegen das Corona-Virus eignet [vgl. unten: Manli Wang et al., 2020].
Detail-Informationen zum Wirkstoff in englischer Sprache: Siehe unter DrugBank DB00608 (Wirkstoff-Datenbank).
Gefahren-Hinweise nach GHS
(Allgemeine Hinweise ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit! Die Angaben ersetzen weder das Sicherheitsdatenblatt Chemikalien noch eine Gefährdungsbeurteilung, sondern geben eine allgemeine Übersicht hinsichtlich der Gefährdung durch den Gefahrstoff.)
Signalwort: Achtung
Gefahrenhinweise (H-Sätze):
H302Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
LD50 (Ratte, oral): 330 mg/kg.
Kennzeichnung in der EU: Siehe ECHA Substance Infocard 100.000.175.
Hinweis: Die Kennzeichnungspflicht gemäß CLP-Verordnung gilt unter anderem nicht für bestimmte Stoffe und Gemische für Endverbraucherinnen und Endverbraucher, die in Form von Fertigerzeugnissen vorliegen, wie zum Beispiel Arzneimittel, Tierarzneimittel, Kosmetika, bestimmte Medizinprodukte und medizinische Geräte, Lebensmittel oder Futtermittel sowie bestimmte Lebensmittelzusatzstoffe oder Aromastoffe. Hier sind gegebenenfalls gesonderte rechtliche Vorschriften einzuhalten.
Externe Informationsquellen
Hersteller und Bezugsquellen
Chloroquin als kommerzielles Produkt von international tätigen Lieferanten und Suche nach Analoga siehe unter: ZINC000019144226.
In der nachfolgenden Tabelle sind Produzenten und Lieferanten von Chloroquin als kommerzielle Chemikalie für Labor, Forschung, Industrie und Produktion mit den entsprechenden Kontaktdaten verzeichnet.
Literatur und Quellen
[0] - Fach- und Forschungsartikel in wissenschaftlichen Zeitschriften via PubMed: Chloroquin.
[1] - Domenico Plantone und Tatiana Koudriavtseva:
Current and Future Use of Chloroquine and Hydroxychloroquine in Infectious, Immune, Neoplastic, and Neurological Diseases: A Mini-Review.
In: Clinical Drug Investigation, (2018), DOI 10.1007/s40261-018-0656-y.
[2] - Manli Wang, Ruiyuan Cao, Leike Zhang, Xinglou Yang, Jia Liu, Mingyue Xu, Zhengli Shi, Zhihong Hu, Wu Zhong und Gengfu Xiao:
Remdesivir and chloroquine effectively inhibit the recently emerged novel coronavirus (2019-nCoV) in vitro.
In: Cell Research, 30, 269 - 271, (2020), DOI 10.1038/s41422-020-0282-0.
Letzte Änderung am 16.02.2024.
Permalink: https://www.internetchemie.info/substanz/Chloroquin.php
© 1996 - 2024 Internetchemie ChemLin